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Zweites Standbein für die Krebsvorhersage

Zweites Standbein für die Krebsvorhersage

Entwicklung eines Früherkennungstests von Mundhöhlenkrebs mit 190.000 Euro gefördert – Probanden für Studie gesucht

Mundhöhlenkrebs ist deshalb so tückisch, weil die Patientinnen und Patienten meist erst dann Symptome bemerken, wenn die Erkrankung schon fortgeschritten ist. Trotzdem gibt es Vorzeichen, die auf das Plattenepithelkarzinom hindeuten, sogenannte Vorläuferläsionen. Ob diese einmal zu bösartigem Mundhöhlenkrebs entarten, lässt sich bisher nur histologisch, also unter dem Mikroskop, untersuchen. Die Ergebnisse sind zudem nicht immer zuverlässig. Eine Forschergruppe der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. Marco Kesting) des Universitätsklinikums Erlangen will der Krebsvorhersage jetzt ein zweites Standbein schaffen. Die Studie zur Entwicklung eines Früherkennungstests für Mundhöhlenkrebs erhielt jetzt eine Förderung in Höhe von 190.000 Euro von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e. V.

Weißliche, nicht abwischbare Veränderungen der Mundschleimhaut: Entdecken Menschen so etwas in ihrer Mundhöhle, sollten sie zügig eine Ärztin bzw. einen Arzt auf diese Anzeichen ansprechen. Häufig handelt es sich dabei um sogenannte orale Leukoplakien (OLP). Diese harmlos wirkenden weißen Flecken können allerdings auf entstehenden Krebs hindeuten. Forscherinnen und Forscher der MKG-Chirurgie des Uni-Klinikums Erlangen befassen sich schon länger mit diesen Vorboten. Das Ziel: Mundhöhlenkrebs sicherer vorhersagen als das bisher möglich ist. „Wir suchten also nach Markern, die deutlich auf eine zeitnahe bösartige Gewebeveränderung hindeuten“, erklärt Prof. Kesting, Direktor der Erlanger MKG-Chirurgie. „Gefunden haben wir schließlich bestimmte Antigene der MAGE-A-Genfamilie. MAGE-A konnten wir in 93 Prozent aller späteren Plattenepithelkarzinome nachweisen und in rund 85 Prozent aller später entarteten OLPs. In den Vorarbeiten zeigte sich sogar, dass die MAGE-A-Antigene zu beinahe 100 Prozent Malignität, also Bösartigkeit, bedeuten.“

Dieses Wissen wollen die MKG-Forscherinnen und -Forscher jetzt weiter nutzen: In der PREDICT-OLP-Studie (Prospektive Prädiktion der malignen Transformation oraler Leukoplakien mithilfe eines MAGE-A-basierten Immunoscores) soll die Genauigkeit eines Früherkennungstests untersucht werden. Bei guten Ergebnissen könnte dieser als zweites Diagnostik-Standbein die klassische Histologie ergänzen. Die PREDICT-OLP-Studie wird zusätzlich dabei helfen, spätere Therapieerfolge abzuschätzen: Liegen immunologische Veränderungen von OLP vor, könnte der Patientin bzw. dem Patienten möglicherweise eine minimalinvasive Immuntherapie helfen.

Studienteilnahme möglich


Für ihre Studie rekrutieren die Erlanger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit Dezember 2019 Probandinnen und Probanden. Insgesamt sollen 500 Biopsien, also Gewebeproben, in die Untersuchung eingehen. Dafür werden nun 500 Patientinnen und Patienten mit OLP gesucht, die in Hochschulambulanzen, von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten in MKG-chirurgischen Praxen oder niedergelassenen Zahnärztinnen und -ärzten behandelt werden. Das Follow-up wird mindestens drei Jahre betragen, in denen die Forscherinnen und Forscher prüfen, ob aus den ursprünglichen OLPs ein Plattenepithelkarzinom entstanden ist. Interessierte Patientinnen und Patienten sowie zahnärztliche bzw. ärztliche Kolleginnen und Kollegen können sich per E-Mail an Dr. Dr. Manuel Weber wenden: manuel.weber(at)uk-erlangen.de.

Weitere Informationen:


Prof. Dr. Dr. Marco Kesting
Telefon: 09131 85-33601
E-Mail: mkg-chirurgie(at)uk-erlangen.de